Kara von Weiden (Kriegerin) - Mord in Havena

Zusammen mit Eldridge, Borlox und Hendrik traf ich in Havena ein. (Vielleicht sollte ich vorab kurz erläutern, wer diese Herren sind:
Eldridge gehört mittlerweile zu meinen besten Freunden, da wir doch schon so einige gefährliche Abenteuer zusammen durchlebt haben. Er mag zwar ein Zwerg sein, doch auf ihn kann man zählen.
Borlox, nennt sich selbst einen Geoden. Nun, davon habe ich zuvor nie etwas gehört. Das ist wohl eine Art Druide, nur daß er ein Zwerg ist und kein Mensch. So einen merkwürdigen Zwerg habe ich seitdem nie wieder getroffen. Er ist weder sehr gesellig, noch bedeuteten irgendwelche Edelsteine oder Münzen etwas für ihn. Merkwürdig mag er sein, doch er trägt sein Herz am rechten Fleck.
Und Hendrik war ein noch junger und recht unerfahrener Krieger, den ich erst kurz zuvor kennenlernte.)
Wir begleiteten eine Karawane. Eldridge und ich überredeten die beiden mit uns in die Taverne zu gehen und auf unsere letzte Heldentat zu trinken. Wir hatten in einem Dorf einen Überfall aufgeklärt und die Übeltäter, die sicher im Dienste des Namenlosen standen, da sie sich des nachts von untoten Mumien beschützen ließen, zur Strecke gebracht. Sogar das Diebesgut des Überfalls konnten wir den Dorfbewohnern fast vollständig überreichen.

So kehrten wir frohen Gemüts im "Tanzenden Eber" ein und ließen uns das kühle Bier schmecken.
Dann trat wohl der schwärzeste Moment meines Lebens ein... Der neben mir sitzende wurde niedergestochen. Doch niemandem ist aufgefallen, daß jemand in die Nähe gekommen ist und so wurden ich und meine Gefährten verdächtigt. Erstaunlich schnell erschienen die Stadtwachen und nahmen uns in Gewahrsam. Beinahe wäre alles noch viel schlimmer gekommen, da Eldridge sich weigern wollte, seine Streitaxt abzugeben. Dies konnten wir zum Glück verhindern.

Wir wurden in den Kerker gesperrt und verhört. Aufgrund meiner Abstammung und Aussage bekamen wir die Chance, nach dem Hinterlegen einer sehr hohen Kaution innerhalb von 48 Stunden unsere Unschuld zu beweisen.

Es war kein Problem, die Tatwaffe herauszufinden und diese zu besorgen... doch mit der Tatwaffe seine Unschuld beweisen? Eher, so haben wir damals gedacht, wird sich der Verdacht gegen uns verhärten, wenn wir diese vorlegen.
Doch es war kein gewöhnlicher Dolch. Es war eine magische Waffe. Wir wußten zwar, daß sie ihren Besitzer geistig beeinflußt und zu Taten verführt, die dieser sonst nicht Mal in Erwägung zöge, doch das schien uns nicht gerade zu entlasten. Wir hatten sogar herausbekommen, wer der letzte Besitzer und eigentliche, wenn auch unfreiwillige Mörder war. Leider kamen wir einen Moment zu spät, denn er wurde ermordet und starb vor unseren Augen.
Wir sahen noch den Täter mit dem magischen Dolch durch ein Loch in einer Wand fliehen und stürmten hinterher. Das Loch führte in die Kanalisation. Dort wurden wir von einem widerlichen, schleimigen Wesen angegriffen. Doch Rondra stand uns bei und wir besiegten es. Leider war uns der Kerl dadurch entwischt. Wir suchten uns einen Weg durch die stinkenden unterirdischen Gewölbe und fanden nicht weit entfernt einen Ausstieg, der uns auf das Anwesen eines Patriziers, was wir erst später herausbekamen, da es fürchterlich nebelig war und wir nur schemenhaft Häuserwände erkennen konnten, führte.

Wie sich herausstellte hatten wir wohl den gleichen Ausstieg genommen, den auch der Mörder benutzt hatte, denn als wir durch ein Fenster schauten, sahen wir wie einige Personen in dunklen Kapuzenkutten ein Ritual abzuhalten schienen. In der Mitte lag auf einem Tisch der Dolch.
Wir wollten gerade bereden, wie wir vorgehen sollten, als ich zu meiner Überraschung Allanon, ebenfalls einer meiner geschätzten Kampfgefährten, in diesen Raum stürzen und sich die Waffe greifen sah. Wir mußten sofort eingreifen, um Allanon zu helfen. Ich wußte zwar, daß er der Magie kundig war, doch ob er der Situation gewachsen war, bezweifelte ich. So stürmten wir ebenfalls hinein. Nach kurzer Zeit hatten wir sie besiegt. Doch wie es den anschein hatte, hatten wir im Kampf verwickelt nicht bemerkt, daß Allanon mit dem Dolch einfach verschwand, ohne uns wenigstens zu helfen.
Draußen sahen wir nur noch von weitem Allanon mit Kyriani, auch eine Gefährtin mit der ich schon des öfteren gemeinsam in den Kampf gezogen bin, und noch zwei weiteren Gestalten fliehen. Wir wollten hinterher, doch durch den Kampflärm alamiert, waren uns die Wachen des Patriziers dicht auf den Fersen und holten uns ein.

Bis auf Hendrik, der im Kampf mit den Wachen fiel, konnten wir uns freikämpfen und entkommen. Jedoch waren auch Allanon und Kyriani nicht mehr zu sehen und wir versuchten vergeblich, sie ausfindig zu machen. Die 48 Stunden waren nun auch fast abgelaufen. Mit etwas mehr Zeit, so glaubten wir, könnten wir bestimmt noch unsere Unschuld beweisen. Nun, durch ein Beil hingerichtet zu werden, wäre wohl nicht sehr ehrenhaft. Immerhin bliebe mir der Strick erspart. Doch würde ich in Rondras Hallen aufgenommen werden? Ich hatte nichts Unrechtes getan, doch hatte ich versagt, die Dinge aufzuklären. Und wie würde die Ehre meiner Familie beschmutzt werden, wenn verlautet werden würde, daß ich eine Mörderin sei.

Ich hatte bisher immer gekämpft und nie so schnell aufgegeben. Auch jetzt wollte ich nicht einfach aufgeben. Meine Gefährten ebenfalls nicht. So entschieden wir uns für eine Flucht aus Havena. Wie Ungeziefer verschwanden wir durch die Kanalisation und gelangten so aus der Stadt heraus und in die Freiheit.


Einige Tage später trafen Borlox und ich auf Allanon und Kyriani. Natürlich war ich wütend auf ihn, daß er einfach sich davongemacht hatte, als wir zu seiner Hilfe eingesprungen sind. Doch er schwor in dem Getümmel nicht erkannt zu haben, daß ich und Eldridge bei der Meute dabei waren, die plötzlich auch noch auftauchte. Er hatte gedacht, daß wir zur Hilfe der anderen Magier eilen wollten und nicht zu seiner.
Wie dem auch sei. Was viel wichtiger war, war das, was er uns dann mitteilte. Kyriani und Allanon waren auch hinter dem Dolch her, aber aus einem anderen Grunde. Sie und zwei andere wurden von einem Magier verflucht, hatten aber die Chance bekommen, den Fluch aufzuheben, wenn sie den Dolch fänden und ihn zu einem Magier brächten. Das hatten sie auch getan, woraufhin der Magier den Dolch zerstörte.

Damit war auch die Tatwaffe dahin. Nicht wissend wie ich meine Unschuld beweisen könnte, zog ich mich in ein einsames Tal zurück, um nachzudenken.

Kara, Copyright by Katja Guth



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